Fluss-Gold

Neue Serie von „Flussgoldmedaillen antiker Machart“ des Medailleurs Victor Huster (Baden-Baden)

„Als im Jahre 2010 die Prägung „3 Eulen“ (= Badisches Museum für Münzen und Medaillen) aus Rheingold entstand, wurde ein neues Kapitel der modernen Medaillenprägungen aus Flussgold aufgeschlagen. Diese Zeitenwende wird nicht nur hinsichtlich der Verwendung normierter Schmelzlinsen als Ronde belegt, wodurch verfahrenstechnisch äußerst sparsam mit dem seltenen und teuren Rohstoff Flussgold umgegangen werden konnte. Mit dieser neu eingesetzten Technik entfiel der Arbeitsschritt zur Herstellung spezifischer Goldbleche und die mit dem Ausstanzen oder Ausschneiden von Ronden zwangsläufig einhergehende Erzeugung von Edelmetallresten. Auch die kontinuierliche handwerkliche Weiterentwicklung der anspruchsvollen Hochreliefprägetechnik mit frei verlaufendem, wulstartigem Fließrand führte zu einem ganz neuen Medaillentyp aus Flussgold, wodurch jedes hergestellte Stück schon rein äußerlich zu einem Unikat wurde. Bis die so herausragenden Hochreliefprägungen der letzten Jahre entstanden, sollte es aber noch einige Zeit dauern. Die Idee einer besonderen Medaillenserie musste zuerst kontinuierlich weiterentwickelt werden. Können die Anfänge der Numismatik mit dem ursprünglichen Material „Flussgold natürlicher Zusammensetzung“ verknüpft werden? Funktioniert eine Fusion von antiker Prägetechnik mit heutigen Verfahren und moderner künstlerischer Gestaltung? In der Antike wurden erstmals in der Menschheitsgeschichte Münzen mit unterschiedlichen Gewichten (und Werten) dadurch hergestellt, dass ein linsenförmiger Rohling auf ein vorgegebenes Normgewicht gegossen und anschließend ausgeprägt wurde. Als Prägemetall kam das Elektron (auch Elektrum) zum Einsatz. Metallurgisch versteht man darunter eine Legierung aus Gold und Silber, so wie sie auch heute noch in der Natur gefunden werden kann. Basierend auf dieser fundamentalen antiken Grundidee wollte Victor Huster zudem lokale Ausgaben aus Flussgold der jeweiligen Region verwenden, wodurch schlussendlich archaische Medaillen zu ⅛, ¼, ½ und 1 Unze entstanden sind. Er stieß damit eine Türe auf, wie sie ursprünglicher nicht sein kann. Heute wird die Erfindung des geprägten Geldes allgemein auf die Zeit um 600 v. Chr. in das in Kleinasien gelegene Lydien verortet. Dieser Schritt, das Umformen eines unregelmäßig geformten, linsenförmigen Metallkörpers hin zu einer normierten, durch prägen gekennzeichneten Handelseinheit mit definiertem Gewicht gehört zweifellos zu den bedeutendsten Errungenschaften der antiken Wirtschaftsgeschichte. Etwa 300 Jahre nach dieser Erfindung schrieb Aristoteles (384-322 v. Chr.) in seiner Schrift Athēnaion politeia zu dieser Erfindung: Sein Wert „wurde zunächst einfach nach Größe und Gewicht festgelegt, schließlich schlugen sie ein Prägezeichen ein, damit dies das Wiegen überflüssig machte. Denn der Prägestempel wurde als Zeichen der Gewichtsmenge aufgeprägt.“ (Ziegaus, 2001). Diese frühesten Wurzeln des geprägten Geldes, die bis heute in unser modernes Wirtschaftssystem definiert, brachten Victor Huster auf die Idee, ein künstlerisches, ganz neues Anlageprodukt mit aufgeprägten Gewichtsangaben zu entwickeln. Gleichzeitig ist die Art der regionalen Goldanlage aus Rhein-, Elbe-, Eder-, Isar-, Donau- oder Maingold nicht nur im tieferen Sinne nachhaltig, sie ist in unserer schnelllebigen, digital- und papiergestützten Welt etwas ganz Neues und doch Altes. Der Wert dieser Medaillen wird nicht nur durch die Gewichtsangabe aufgeprägt; aufgrund der Verwendung des besonderen Rohstoffs „Flussgold“ definieren diese archaisch anmutenden und doch äußerst plastisch und lebendig wirkenden Prägungen über die Zeiten hinweg einen inneren Wert, der auch zukünftig Bestand haben wird. Und das bei einem Prägemetall, das aufgrund seiner Seltenheit, der zeitintensiven Gewinnung und Aufbereitung von vorneherein klargestellt hat, dass dieses Medaillenprojekt nur über Jahre hinweg realisiert werden kann. Es sollte eines der größten und zeitaufwändigsten numismatischen Projekte von Victor Huster werden.“
Zitat: Dr. Oliver Sachs (Buchprojekt, im Dezember 2023)

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